Die geplante Schließung der Musashi-Werke in Hann. Münden und Leinefelde bis 2026 sorgt weiterhin für große Verunsicherung und Wut unter den Beschäftigten. Besonders betroffen sind Regionen, die ohnehin als strukturschwach gelten – wie Nordthüringen oder in Südniedersachsens Hann. Münden. Dort sind tarifgebundene, gut bezahlte Arbeitsplätze in der Metall- und Elektroindustrie selten.
„Wir reden von wirklich gut bezahlten tarifgebundenen Arbeitsplätzen“, betont Sascha Wollert, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Nordhausen. Viele der betroffenen Beschäftigten seien junge Familienväter und -mütter, die gerade ein Haus gebaut haben und nun mit Schulden dastehen. Die Stimmung sei angespannt: „Die Kollegen sind richtig wütend und verunsichert.“
Die Musashi Europe GmbH, mit Sitz in Rheinland-Pfalz, ist Teil der japanischen Musashi Seimitsu Industry Gruppe. In Europa beschäftigt das Unternehmen rund 2.500 Mitarbeitende an neun Standorten. In Deutschland sind laut Unternehmensangaben mehrere Hundert Beschäftigte betroffen. Die Werke in Leinefelde und Hann. Münden sollen komplett geschlossen werden, im Werk Lüchow soll etwa die Hälfte der Arbeitsplätze wegfallen. Die übrigen drei deutschen Standorte bleiben vorerst verschont. Für Hann. Münden wäre dies ein herber Verlust.
Der Musashi-Standort in Hann. Münden existiert bereits seit 1972.
Als Grund nennt Musashi Verluste in dreistelliger Millionenhöhe – verursacht durch fehlende Aufträge. Ein Sprecher erklärte: „Es waren schlichtweg keine Aufträge da.“ Die IG Metall hingegen kritisiert, dass das Unternehmen nicht rechtzeitig in moderne Maschinen und Technologien investiert habe, wodurch neue Aufträge ausblieben.
In Zahlen bedeutet das:
- Leinefelde: rund 250 Beschäftigte
- Hann. Münden: etwa 170 bis 200 Beschäftigte
- Lüchow: zwischen 130 und 170 Beschäftigte
Insgesamt ist damit etwa ein Drittel der deutschen Belegschaft betroffen.
Reaktionen von IG Metall und Betriebsrat
"Wir geben die Hoffnung nicht auf", betont ein Mitarbeiter von Musashi in Hann. Münden. Seit mehr als 20 Jahren sei er dort bereits beschäftigt. Schliessungen hatte der Konzern bereits im Jahr 2022 angekündigt, diese konnte man allerdings damals abwenden. Die IG Metall reagierte auf die Ankündigung der Schliessung mit Kundgebungen vor dem Werk in Hann. Münden. Bereits in der Nacht, in der die Belegschaft informiert wurde, organisierte die Gewerkschaft erste Protestaktionen. Sascha Rossmann von der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz erklärte: „Das Unternehmen hat den ersten Aufschlag gemacht, jetzt sind wir im Ring. Wir werden für die Arbeitsplätze kämpfen.“ Die Gewerkschaft kritisiert scharf, dass Musashi mit den Schließungsplänen gegen tarifliche Garantien verstößt. Im Tarifvertrag von 2022 war vereinbart worden, dass es bis 2030 keine Werksschließungen geben solle – es sei denn, es lägen gravierende wirtschaftliche Veränderungen vor. Musashi beruft sich nun auf genau diese Klausel, was die IG Metall als „einseitige Auslegung“ und „Vertragsbruch“ wertet. Auch der Betriebsrat zeigt sich enttäuscht und kämpferisch. Man sei nicht in die Entscheidungsprozesse eingebunden worden und fühle sich übergangen. Gemeinsam mit der IG Metall fordert der Betriebsrat Transparenz, Verhandlungen auf Augenhöhe und sozialverträgliche Lösungen – etwa durch Qualifizierungsmaßnahmen, Transfergesellschaften oder Standortalternativen.